Donnerstag, 17. Februar 2005

Die Schönheit der Technik

Detail einer ausrangierten Maschine

Detail einer Kaffeeröstmaschine

Mir fällt oft die unglaubliche, ganz eigene Ästhetik von Zweckbauten bzw. Industrieanlagen auf, seien sie nun alt oder neu. Dabei geht es nicht um ein besonderes Design, also bewußte Gestaltung der Gegenstände nach optischen Kriterien, sondern um die Schönheit der Funktionalität. Die finde ich bei älteren Dingen/Anlagen öfter als bei neuen, was vielleicht auch daran liegen mag, dass mensch geneigt ist, Dinge schöner zu finden, wenn sie als "alt" oder "retro" erkannt werden. Ich habe jedenfalls fotografisch solche Dinge als Motiv entdeckt und bin für sie schon über Zäune gestiegen (das Opfer hat sich gelohnt).

Als Kunsthistorikerin habe ich im Studium bereits die Behandlung von Zweckbauten vermißt: Kunst hat schön zu sein, ein reiner Selbstzweck. Und das, obwohl sich der parallel zum Jugendstil entwickelnde "Darmstädter Stil" (Hauptvertreter: Peter Behrens) Funktionsarchitektur der allerfeinsten Sorte hervorbrachte. Wer jedoch industrielle Zweckbauten aus den Anfängen unseres Jahrhunderts kennt, der weiß, wieviel Aufwand die Architekten betrieben, um ihre Bauten zu gestalten, auch wenn es "nur" Fabriken, Lagerhallen o.ä. waren. Sie sind ebenso ein Spiegel des Zeitgeschmacks wie Gemälde, Skulpturen oder Schlösser. Nur authentischer, da sie in der Hauptsache einem praktischen Zweck dienen. Die Ästhetik ist sozusagen ein Abfallprodukt der Zweckmäßigkeit und das macht ihren Reiz aus. Es gibt nichts Überladenes, Überflüssiges (wenn man von den Türmchen, Bundglasfenstern und schmiedeeisernen Verzierungen mancher Gründerzeit-Zweckbauten mal absieht): Form und Funktion gehen Hand in Hand. Diese Forderung nach der Schönheit des Zweckmäßigen wurde in den zwanziger Jahren von der Bauhaus-Bewegung als allgemeines ästhetisches Prinzip aufgegriffen, auf die Spitze getrieben und von einer durch die Überdekoration von Gründerzeit und Jugendstil gebeutelten Bevölkerung teilweise dankbar aufgenommen (die breite Masse blieb dem "Kitsch" verhaftet). International trat die Bauhaus-Bewegung ihren Siegeszug an (die Machtergreifung 1933 machte es möglich) und wurde in den USA zum International Style.
Heute sind jegliche Abweichungen vom architektonischen Minimum kaum bezahlbar (die Kehrseite waren früher karge Löhne und eine noch kargere soziale Absicherung, das wünschen wir uns nicht wirklich zurück), vielleicht macht der Kontrast zur modernen Industriearchitektur (die ihre eigenen ästhetischen Vorzüge hat) den Reiz der alten Anlagen aus, den es immer noch an vielen Ecken zu entdecken (und - für interessierte Fotografen: abzubilden) gilt.

Giebel in der Hamburger Speicherstadt
Giebel in der Hamburger Speicherstadt

Die Kulturbrauerei in Berlin - Detail des Giebels mit Uhr und Glockenspiel
Kulturbrauerei Berlin, Giebel mit Glockenspiel und Uhr.

Und da isses einfach weg...

Ich habe gerade in Spiegel Online gelesen, dass aus dem Atomkraftwerk Sellafield 30 kg Plutonium verschwunden sind, ausreichend für sieben bis acht Atombomben. Ach so. Naja, da ist es halt weggekommen, man verlegt ja sowas schon mal, kann jedem passieren, sowas, passiert mir auch dauernd. Nein, nicht direkt mit Plutonium, sondern mit Schlüsseln, Lippenstiften oder Geldbeuteln. Ein Rechenfehler soll es sein, passiert halt immer wieder bei der Ein- und Ausgangsprüfung.
Was denken die sich eigentlich?

Irgendwie nervt mich das Weltgeschehen momentan. Nein, nicht nur momentan, sondern schon lange. Ich sehe schon das Auspacken der nächsten Anti-Terror-Keule auf Europa zukommen...

gesehen in der Hamburger Hafenstraße

Frontal

Du fährst nichtsahnend durch den Wald des Lebens, und plötzlich bricht die Liebe aus dem Dickicht und läuft dir voll in die Karre, und du denkst noch: Scheiße! - und im gleichen Moment kracht's auch schon, und du brauchst eigentlich gar nicht mehr auf die Bremse zu latschen. Ist sowieso zu spät. - Für einen Augenblick ist der Tag stehengeblieben. Alles ist still. Nur aus weiter Ferne hörst du (es könnte Louis Armstrong sein) "Oh what a wonderful world", und dir schlottern die Knie...
Burkhard Hedtmann, 1992

Mehr Infos zum Autor gibt es hier.

Echter Lotos im Arboretum Ellerhoop

Guten Morgen, liebe Winterdepression

Da dachte ich doch glatt, ich würde dieses Jahr verschont bleiben, aber nein. Der Elch geht nicht an mir vorbei.
Ich muss dazu sagen, dass ich ein leichterer Fall bin, aber das hilft im akuten Stadium auch nicht wirklich weiter. Vielleicht liegt es daran, dass der Winter hier im Norden noch ein wenig kälter und dunkler ist als weiter südlich. Jedenfalls ist der Winter momentan unattraktiv. Matschig, feuchtkalt, mit Schneeresten, die einfach keinen Spaß machen.
Eigentlich wollte ich heute zur Bandprobe meines Freundes gehen, aber ich war zu müde und zu niedergeschlagen. Stattdessen schlug ich mehr oder weniger ziellos die Zeit tot, was nicht wirklich weiterhilft bei einer Winterdepression. Irgendwann nach Mitternacht, als ich überhaupt keine interessante Seite im Web mehr fand, auf die ich noch surfen konnte, raffte ich mich auf: ich baute meinen kleinen Hausaltar auf (ja, so was habe ich tatsächlich), der seit meinem Umzug brach lag und schmiß eine Räucherung an. Und siehe da: der Winter geht auch bald vorbei und hat durchaus seine attraktiven Seiten, auch wenn die momentan nicht so sichtbar sind (um nicht zu sagen: gar nicht...). Ich denke, ich werde noch ein wenig meditieren, jetzt, wo ich wieder besser drauf bin.
Wieso eigentlich nicht gleich so?

schanzenpark

Schneeschanze, Hamburg

faces of hamburg - der Weblog

Für SpinnerInnen, GotInnen und andere...

Zufallsbild

kinderschreck1

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Michael H. Buchholz, Petra Kufner
Vaya, Karten m. Begleitbuch

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Philip Glass
Solo Piano


Philip Ensemble Glass
Glassworks

so isses!

Most men and women are forced to perform parts for which they have no qualification. (Oscar Wilde)

... und so soll es sein:

Das Leben sollte keine Reise sein, mit dem Ziel, attraktiv und mit einem guterhaltenen Körper an unserem Grab anzukommen. Wir sollten lieber seitlich hineinrutschen, Schokolade in einer Hand, Martini in der anderen, unser Körper total verbraucht, schreiend "Wow, was für eine Fahrt!"

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